Führung verstehen – Teil 18: Theorien über den Menschen von McGregor

McGregor geht richtigerweise davon aus, dass jede Führungsentscheidung auf einer Reihe von Vermutungen über die menschliche Natur und menschliches Verhalten beruht. Er hat zwei gegensätzliche Annahmen über Menschen geprägt, die in der Führungsdiskussion große Bedeutung erlangt haben. Mit den gegensätzlichen Theorien X und Y liefert er eine leicht verständliche Beschreibung, die jedoch stark vereinfacht:

Theorie XTheorie Y
Der Mensch hat eine angeborene Abscheu vor der Arbeit und versucht, sie so weit wie möglich zu vermeiden.

Deshalb müssen die meisten Menschen kontrolliert, geführt und mit Strafandrohung gezwungen werden, einen produktiven Beitrag zur Erreichung der Organisationsziele zu leisten.

Der Mensch möchte gerne geführt werden, er möchte Verantwortung vermeiden, hat wenig Ehrgeiz und wünscht vor allem Sicherheit.
Der Mensch hat keine angeborene Abneigung gegen Arbeit, im Gegenteil, Arbeit kann eine wichtige Quelle der Zufriedenheit sein.

Wenn der Mensch sich mit den Zielen der Organisation identifiziert, sind externe Kontrollen unnötig. Er wird Selbstkontrolle und eigene Initiative entwickeln. Die wichtigsten Arbeitsanreize sind die Befriedigung von Ich-Bedürfnissen und das Streben nach Selbstverwirklichung.

Der Mensch sucht bei entsprechender Anleitung eigene Verantwortung. Einfallsreichtum und Kreativität sind weitverbreitete Eigenschaften in der arbeitenden Bevölkerung. Sie werden jedoch in industriellen Organisationen kaum aktiviert.

Je nachdem, mit welcher Haltung man an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herangeht, konstruiert man sich seine Führungssituationen selbst. Darauf hatte ich in meinen vorigen Beiträgen schon mehrmals hingewiesen. Am nächsten Freitag werde ich mich mit der Frage befassen, welches Organisationsleitbild welche Mitarbeiter erfordert und – umgekehrt – eben auch hervorbringt.